Walliser Bote vom 8. Juni 2020
Artikel in der Migros zeitung 6. Januar 2020
WB 24. Dezember 2019
Winterhilfe CH: Jahresbericht 2016
Esther Güdel
Nach und nach treffen die eingeteilten Freiwilligen Andreas Oester, Paula Elsig, Susanne Eriksson, Bernadette Minnig und Carmen Kalbermatten für den heutigen Abgabetag ein, die mit Maria Oester, der Geschäftsstellenleiterin der Winterhilfe Oberwallis heute die Lebensmittel an rund 40 Personen abgeben werden. Im Pfarrsaal am St. Martiniplatz werden Tische gerückt, Stühle aufgestellt und in Windeseile die Lebensmittel aus dem Kühlwagen geholt. «Heute haben wir besonders viel erhalten», freut sich Maria Oester. Gleichzeitig treten Josef Federer, Besitzer der Gärtnerei Federer und seine Schwester Lucie ein. Sie tragen Harassen mit frisch geernteten Tomaten, Zucchini und Salaten und er sagt: «Das ist der kleine Beitrag meiner Firma für Menschen, die hier Not leiden müssen.» Kurz darauf kommt Vreni Schmid, die auch im Vorstand der Winterhilfe Oberwallis tätig ist. Aus Obst und Beeren, die bei der letzten Abgabe vom vergangenen Freitag übrig blieben, hat sie Marmelade gekocht, die Gläser liebevoll dekoriert und stellt diese zum Abgeben auf die Tische. Die ersten Klientinnen und Klienten treffen ein – 40 Minuten vor Beginn der Lebensmittelabgabe. Draussen regnet es, darum nehmen sie im Vorraum Platz; viele kennen sich bereits und plaudern miteinander. Um 14.30 Uhr beginnt die Verteilung offiziell. Jeder, der eine vom Sozialamt ausgestellte Bezugskarte vorweisen kann, zieht bei Andreas Oester eine Nummer. So wird die Reihenfolge bestimmt, in der die Lebensmittel abgegeben werden. «Es ist für mich eine grosse Erleichterung, dass ich hier Lebensmittel erhalte», sagt ein alleinstehender Mann in den Vierzigern. Das, was er vom Rottu Tisch mit nach Hause nehme, inspiriere seine Menuplanung. Gerne probiere er auch unbekanntes aus. Sagt’s und lässt sich einen Halloumi (Grillkäse) einpacken, den er noch nie gegessen hat.
«Unsere Lebensmittelabgabe soll genau das sein: Eine Erleichterung», sagt Maria Oester, sie ersetze nicht den täglichen Einkauf, doch ergänze sie den oft eintönigen Speiseplan von Menschen, die am Existenzminimum leben. Doch genauso wichtig sei es, dass der Rottu Tisch dazu beiträgt, die Menge an zur Vernichtung bestimmter Lebensmittel zu reduzieren – jährlich (2015) immerhin mehr als 42 Tonnen. Der Rottu Tisch hat sich in kürzester Zeit in der Region etabliert. Dank grosszügigen Spenden von Firmen und Privaten war ein Jahr nach der Gründung genug Geld vorhanden, um den Kühl-Lieferwagen zu finanzieren – eine Anschaffung von über 80‘000 Franken. Und dank der mehr als 100 Freiwilligen laufen die Abgaben wie am Schnürchen. Inzwischen sind die Lebensmittel verteilt und die Bezügerinnen und Bezüger haben mit ihren Einkaufswagen den Heimweg angetreten. Genauso schnell, wie der Raum für die Abgabe vorbereitet wurde, wird er aufgeräumt und gekehrt.